Update | Siegburg · Am späten Freitagabend haben zwei bisher unbekannte Männer einen Anschlag auf die Siegburger Moschee verübt. Die Gemeinde zeigt sich geschockt, der Staatsschutz ermittelt. Gibt es einen rechtsextremen Hintergrund der Tat?
Von Andrea Ziech, Michael Wrobel und Dylan Akalin
Nach wie vor ist nicht abschließend ermittelt, wer für den Anschlag auf die Moscheegemeinde der Ditib in Siegburg verantwortlich ist. Ein Sprecher der Polizei Bonn sagte, es werde frühestens am Montag weitere Erklärungen des Staatsschutzes geben, der die Ermittlungen an sich gezogen hat. Am Freitag hatten nach Angaben der Gemeinde zwei junge Männer gegen 23.10 Uhr zwei große Steine in die Glastür der Moschee an der Händelstraße geworfen. Bilder einer Überwachungskamera, die dem GA vorliegen, zeigen, wie sich zunächst ein Auto dem Moscheegelände näherte und wie zwei Personen wenig später die Steine in Richtung der Moschee werfen.
Eine Glastür sowie ein Glasschaukasten gingen bei dem Anschlag zu Bruch. Einer der Täter trug das Wappen des Eisernen Kreuzes auf der Jacke, das Rechtsradikale häufig als Erkennungszeichen nutzen.
Rechtsextremistische Flyer am Tatort
Auf GA-Anfrage bestätigte die Polizei, dass sich der Bonner Staatsschutz mittlerweile eingeschaltet habe und nun ermittelt. Auch das Innenministerium sei unterrichtet worden. Der aufgefundene Flyer deute zwar möglicherweise auf einen rechtsextremen Hintergrund hin, gesichert sei diese Erkenntnis jedoch noch nicht, so eine Beamtin der Bonner Polizeileitstelle. Die Ermittlungen zu den möglichen Tätern liefen auf Hochtouren.
Ismayil Ertence, Mitglied der Moscheegemeinde, zeigte sich geschockt von der Attacke auf seine Gemeinde: „Das hat uns Angst eingejagt“, sagte Ertence dem GA. „Heute ist es ein Sachschaden, aber morgen könnte es auch einen Menschen treffen.“ Ertence äußerte aber auch Dankbarkeit für die breite Unterstützung, die die Gemeinde jetzt erfahre.
Ömer Kirli, ebenfalls Gemeindemitglied und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Siegburger SPD, zeigte sich am Samstagmittag ebenfalls erschüttert: „Siegburg ist eine weltoffene und tolerante Stadt – da ist sich auch die Politik einig.“ Diese Tat stimme ihn sehr traurig.
Siegburger verurteilen den Anschlag
Religions-Attaché vor Ort
Ein Bild von der Situation machte sich am Samstag auch der für religiöse Angelegenheiten zuständige Attaché beim Generalkonsulat Hürth, Ahmet Sinan Kara. „Wir akzeptieren solche Taten nicht. Die Menschen in der DITIB-Gemeinde üben in friedlicher Absicht ihre Religion aus. Wir leben in einem Land wie Deutschland in Frieden und Freiheit zusammen. Dieser Anschlag steht diesen Vorstellungen von friedlichem Zusammenleben und Freiheit entgegen“, sagte er in Türkisch. „Wir erwarten, dass die Behörden der Sache schnell nachgehen und den Angriff aufklären.“
Die Islamische Union Troisdorf / Selimiye Moschee nahm den Anschlag „mit großer Bestürzung“ auf. Der Vorstand brachte seine „tiefste Solidarität und Unterstützung“ zum Ausdruck und sprach von einer „feigen Akte des Hasses und der Intoleranz“. In der Erklärung hieß es: „Wir sind hier, um euch beizustehen und zusammen für eine Welt einzutreten, die von Akzeptanz und Respekt geprägt ist.“
Die DITIB Türkische Gemeinde Siegburg ist 1978 durch türkische Gastarbeiter in Siegburg gegründet worden, so der Vorstandsvorsitzende der Moschee, Turan Kalkan. „Das anfängliche Ziel der Gründer war der Wunsch nach einem Ort des Zusammenkommens und einer religiösen Stätte.“ Schon bald sei es notwendig geworden, eine Moschee zu gründen, weil die Zahl der Gemeindemitglieder stark gestiegen sei. 1986 wurde die heutige „Siegburger Moschee” in der Händelstraße eingeweiht.
Quelle: General-Anzeiger